Auszug aus der Einführung zur Ausstellung
wiederSEHEN am 4.12.2014 im Kreishaus, Bergisch
Gladbach
Wolfgang Heuwinkel:
Und da wir nun von Klängen und Farbräumen sprechen, setze ich mit Wolfgang Heuwinkel fort, der uns in dieser Ausstellungen Fotoreihen zeigt, die eigentlich Partituren zu Lichtprojektionen sind. Das ist gewiss ein überraschendes Wiedersehen: Denn Wolfgang Heuwinkel ist ein Künstler, den man eigentlich sofort mit seinem Lieblingsmaterial Papier, Papier-Faserbrei, Pulpe in Verbindung bringt.
Er stellte hier im Kreishaus vor vielen Jahren seine feinen Naturaquarelle aus.
Nun dieses Wiedersehen hier: Da muss man sagen: „Mensch, was hast Du Dich verändert!“
Dennoch gibt es eine große Kontinuität im Werk von Heuwinkel: Die Faszination für ein Farbereignis. Das heißt: der Faktor Zeit spielt eine Rolle. Zum Beispiel wenn er Papierbahnen in Farbbecken hängte und abwartete, wie sich die Farbe durch die feinen Kappilaren des Papiers nach oben zog. Die Zeit spielte auch eine entscheidende Rolle bei den Papierblöcken, in die der Künstler Bäume pflanzte, die durch die Blöcke hindurch wuchsen. In sofern wohnt auch den früheren Arbeiten von Heuwinkel das Ereignishafte inne.
In dem ephemeren Ereignis seiner „Lichtmalerei“ ist es nun auf die Spitze getrieben.
Grundlage der Lichtinstallationen sind Fotografien des Künstlers, wie sie hier in der Ausstellung zu finden sind. Fotografien von Lichtquellen: Lampen, Laternen, Reklametafeln, Reflexionen. Diese Aufnahmen sind jedoch verwischt, verzerrt, unscharf, so dass sie zu einem reinen Form – und Farbspiel werden. Aus ihnen legt der Künstler regelrechte Partituren an, die dann von einer Musik begleitet, mit Hilfe eines Beamers auf die Architektur geworfen werden.
Heuwinkel hat diese Lichtmalerei erstmals im Altenberger Dom erprobt.
Ausgangspunkt damals waren Fotografien, die er vom Dom angefertigt hatte. Ungewöhnliche Bilder, die die Architektur des Gebäudes ganz anders als üblich zeigen: Im Mondschatten, spukhafte Nachtbilder stehen verwischten Eindrücken strahlender Glasfenster gegenüber. Heuwinkel fasst die Bilder in seinem Buch: „Der Bergische Dom – zeitlos in der Zeit“ zusammen. Einige dieser zum Teil abstrakten Fotografien trug er dann zurück an den Ort des Geschehens – nämlich in den Dom und zeigte sie dort in einer musikalisch begleiteten Lichtinstallation.
Diese Lichtkompositionen hat der Künstler dann weiterbearbeitet: Die anfangs noch verwendete Leinwand als Projektionsfläche verschwindet schnell und er wirft seine Bilder direkt auf das Mauerwerk. Wieder gesteht Heuwinkel dem „Malgrund“ zu - jetzt ist es eben Mauerwerk und nicht Papier – ein eigenes Spiel mit der Farbe zu beginnen.
Das anfängliche: „Den hätte ich nicht wiedererkannt“ kann also bei einer genauen Betrachtung kaum standhalten. Es ist auch bei Wolfgang Heuwinkel ein „Wiedersehen“, auch wenn sich die künstlerischen Medien verändert haben. Am 16. Dezember wird Wolfgang Heuwinkel hier im Kreishaus eine Lichtinstallation vorführen zu der Sie alle ganz herzlich eingeladen sind.
Dr. Britta Julia Dombrowe